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Chronik von Riehl



                           Eine Auswahl aus der Chronik von Riehl


                              Mehrbildkarte von Riehl

Die Lage von Riehl
Durch die Lage am Rhein konnte sich Riehl im Mittelalter nie recht entwickeln, da häufige Hochwasser diese Wohnansiedlung mit ihrem Zentrum um die heutige Frohngasse immer wieder zerstörten. Auch wenn Riehl nie ein in sich geschlossenes Dorf war, so hatte es doch im Mittelalter flächenmäßig eine große Ausdehnung. Es reichte von der Kölner Stadtmauer über die heutige Niehler Straße bis zum Niehler Kirchweg (hier steht noch das Altenberger Kreuz) und die Grenze bog dann ab in Richtung Rhein, etwa in Höhe der Stammheimer Fähre.
Durch die Stadterweiterung von Köln im Jahr 1883 und die Eingemeindung von Riehl in das Stadtgebiet von Köln im Jahr 1888 verschob sich die Grenze im Süden bis zur heutigen Elsa-Brändström-Straße.
Nach einer Gebietsneuzuschneidung 1954 und der kommunalen Gebietsreform 1975 wurde die Stadtteilgrenze etwa so festgelegt, dass sie von der Mülheimer bis zur Zoobrücke reichte. Die Frohngasse, Amsterdamer Straße und der Niehler Gürtel grenzten Riehl gegenüber der Neustadt-Nord, Nippes und Niehl ab.

Die Geschichte von Riehl bis 1874
Der Name Riehl leitet sich wohl von dem fränkischen Rigol = Flusslauf ab, dennoch wurde Riehl erst 972 erstmalig als Teil der Abtei Mönchengladbach urkundlich erwähnt. 1437 übernahm die Abtei Altenberg die Herrschaft in Riehl und war bis zur Besetzung durch die Franzosen hier der Lehensgeber.
1803 wurde der Ort nach der Auflösung der Klöster der Bürgermeisterei Longerich zugeordnet. Hier blieb Riehl auch nach der Übernahme der Rheinlande durch Preußen im Jahre 1814. 1888 wurde es als Stadtteil von Köln eingemeindet. Die kommunale Gebietsreform von 1975 ordnete es dann dem Kölner Stadtbezirk Nippes zu.

Der Industriestandort Riehl
Mit dem Beginn der industriellen Entwicklung ab 1850 änderte sich auch der ehemals landwirtschaftliche Charakter von Riehl. Viele Industriebetriebe kennzeichneten nun den Ort. Drei Holzverarbeitungsbetriebe lagen an der heutigen Riehler Straße. Die chemische Fabrik Weiler ter Meer. hatte ihren Standort, wo sich heute die Star Tankstelle befindet, und reichte bis zum Rhein. Gegenüber erstreckte sich die Pechfabrik Hilgers von der damaligen Mülheimer Straße bis zum Riehler Plätzchen. Ein Jahr später wurde hier der Kölner Sportplatz mit der Radrennbahn errichtet. Auf dem ehemaligen Fabrikgelände können die Zoobesucher heute das Regenwaldhaus und den Elefantenpark erleben. An der Mülheimer Heide (heute Boltensternstraße) befand sich auf dem Gelände der heutigen Naumannsiedlung die Feldziegelei Delfosse. Durch den Aushub von Lehm für die Herstellung von Ziegelsteinen liegen heute noch die Innenhöfe der Siedlung deutlich unter dem Straßenniveau. Zu erwähnen ist auch die damalige Schiffspropellerfabrik an der Boltensternstr. 45 -47. Das Sägewerk der Fa. Auer lag direkt am Rhein, etwa dort wo sich heute das Colonia-Haus befindet. Postalisch gehörten auch die Draht- und Kabelwerke an der Amsterdamer Straße, wo sich heute der Kölner-Stadt-Anzeiger befindet, zu Riehl.


                           Draht- und Kabelwerke

Die goldene Ecke in Riehl
Riehl war früh als Vergnügungsviertel – die „Goldene Ecke“ – bei der Kölner Bevölkerung beliebt. Der Zoo (ab 1860) und die Flora (ab 1864) bildeten den Mittelpunkt und waren stark besuchte Ausflugsziele. 1888 eröffnete das Floratheater an der Frohngasse, und „Castans Panoptikum“ lockte mit seinen Kuriositäten in die Frohngasse. Die vielen Ausflugslokale rundeten das Ausflugsvergnügen an den Wochenenden ab. In dieser Gegend, der „Goldenen Ecke“, sind zu erwähnen der „Kurfürstengarten“ an der Ecke Frohngasse / Rheinufer, daneben am Rheinufer das „Fischrestaurant Gerstenbroich“ und weiter in Richtung Köln „Wattlers Fischerhaus“ (heute „Ristorante Al'Dorale“ an der Zoobrücke). An der Riehler Straße /Ecke Frohngasse lag das „Etablissement Haumann“ mit einem Theatersaal und gegenüber das Haus Vorberg, genannt „Campanella“. Am Anfang der Villenstraße (heute Stammheimer Straße) lag die „Gaststätte Maus“ (heute Zoogarage), und gegenüber befand sich die „Schöne Aussicht“ (später als „Zoo-Eck“ bekannt).
Zwischen der Frohngasse und dem Neußer Wall war ab 1909 an der Riehler Straße der Amerikanische Vergnügungspark (später Luna Park genannt) zu finden, der viele Ausflügler anlockte aber 1929 seine Pforten schloss.


                       Amerikanischer Vergnügungspark / Luna Park

Der Militärstandort Riehl
Auch wenn die französischen Soldaten das Gelände der Mülheimer Heide - hier befinden sich heute die Riehler Heimstätten − als Übungsfeld nutzten, so erklärte das militärisch orientierte Preußen erst 1818 dieses Gelände zum Exerzierplatz und baute es mit einem Schießstand aus.
Ab 1893 erfolgte dann der Bau der Kaserne für das Bergische Feldartillerie Regiment Nr. 59 in der Barbarastraße.
Ab 1906 plante die Militärverwaltung auf dem Geländer der Mülheimer Heide den Bau einer Kasernenstadt mit 60 Gebäuden für verschiedene Truppenteile. Nachdem das Gelände durch Aufschüttung hochwassersicher gemacht worden war und die Gebäude errichtet waren, konnten 1908 das Pionierbataillon Nr. 24 und 1909 das Pionierbataillon Nr. 7 einziehen. Die Gebäude für das Infanterieregiment Nr. 65 wurden erst ab 1910 fertig. Die Gebäude östlich der Slabystraße (heute Herta-Kraus-Straße) wurden dann 1913 für drei weitere Truppenteile in Betrieb genommen.
Somit stellten um 1914 in Riehl ca. 3000 Soldaten den größten Teil der 5000 Menschen zählenden Einwohner.


                     Kaserne Boltensternstraße

Das Wohngebiet Riehl
War Riehl in früheren Jahrhunderten immer wieder von schlimmen Hochwassern bedroht und in seiner Entwicklung gehemmt worden, so änderte sich das, als der Bauunternehmer Peter Steinbüchel im neuen Riehl an der Ecke Stammheimer und Hittorfstraße 1874 das geplante Baugebiet durch Anschüttung hochwassersicher machte.
In den 1920er Jahren erlebte Riehl einen wahren Bauboom. Für die Familien der englischen Besatzungssoldaten mussten Unterkünfte geschaffen werden. Allein zu diesem Zweck entstanden etwa 110 Häuser, vornehmlich im Viertel am Botanischen Garten und in der Tiergartenstraße. Aber auch für die breite Bevölkerung wurde gebaut. So entstand beispielsweise die Naumannsiedlung zwischen 1926 und 1930 für 630 Wohnungen. Aber auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Wohnsiedlungen geschaffen wie das Tiergartenviertel mit ca. 900 Wohnungen und 1973 das damals höchste Wohnhochhaus Europas für ca. 350 Wohnungen, das Colonia -Haus.
Auch wenn Riehl momentan nur noch 11 000 Einwohner hat, so lebten hier um 1961 17 000 Einwohner. Díe Entwicklung ist wohl insbesondere auf die immer geringere Anzahl von Angehörigen je Familie zurückzuführen.


                     Naumannsiedlung

Die Riehler Schulen
Nachdem die Rheinlande zu Preußen gekommen waren, wurde auch hier 1825 die allgemeine Schulpflicht eingeführt. Gingen zunächst die Kinder nach Niehl und Nippes zum Unterricht, so wurde nach langen Verhandlungen 1889 die Schule in der Stammheimer Straße errichtet.
1902
wurde zusätzlich in der Garthestraße die katholische Volksschule eröffnet, die aus Platzmangel 1928 erheblich erweitert werden musste.
Die evangelische Volksschule erhielt 1959 einen Ersatzbau an der Brehmstraße. Nach Fortfall der Volksschulen 1968 entstand hier eine Hauptschule und nunmehr eine Sekundarschule, und die Planung sieht hier eine Förderschule vor.
Das alte Schulgebäude an der Stammheimer Straße wird als Montessorischule genutzt.


                     Schule Stammheimer Straße

Die Riehler Kirchen
Da Riehl anfänglich keine eigene Kirche hatte, mussten die Gläubigen nach Nippes zur Messe gehen. Der Pechfabrikant Wilhelm Hilgers schenkte der Kirchengemeinde 1896 ein Grundstück an der Ecke Stammheimer Straße / Riehler Gürtel zum Bau eines Gotteshauses, das dann 1897 geweiht wurde. Die kleine Kirche wurde für die katholische Gemeinde bald zu beengt, so dass eine neue Kirche – St. Engelbert − am Riehler Gürtel – 1932 errichtet wurde und wegen der eigenwilligen Bauform von den Riehlern als Zitronenpresse bezeichnet wurde.
Die evangelische Gemeinde errichtete sich in den Jahren 1911/12 an der Stammheimerstraße 22 einen Gemeindesaal, die Kreuzkapelle. 1959 – 1963 wurde die neue evangelische Kirche – die Stephanuskirche – an der Brehmstraße gebaut.
Neben den beiden großen Konfessionen gibt es seit 1963 noch die Kirche am Zoo für die evangelische freikirchliche Gemeinde und eine Synagoge in der Stammheimer Str. 22.
Die Christen im Städtischen Senioren- und Behindertenzentrum Köln Riehl werden seit 1959 in der ökumenischen St. Anna-Kirche betreut.


                     St. Engelbert-Kirche

Das soziale Riehl
Bereits 1610 gab es in Riehl ein Siechenhaus.
Im sozialen Bereich erlangte Riehl im Jahr 1927 besondere Bedeutung als die Riehler Heimstätten (heute Städtisches Senioren- und Behindertenzentrum Köln Riehl) mit ca. 2000 Plätzen für alte Menschen in der ehemaligen Kaserne Boltensternstraße ihren Betrieb aufnahmen.
Das Kinderkrankenhaus kam 1962 hinzu und genießt auch heute bis weit über die Grenzen von Köln hinaus einen ausgezeichneten medizinischen Ruf.
Das Kinderheim Immanuel-Küpper-Stift bietet ab 1971 100 Kindern und Jugendlichen Platz.
Nachdem die alte Jugendherberge am Niederländer Ufer zu eng geworden war, gewährt ihre Nachfolgerin ab 1983, das Jugendgästehaus An der Schanz, 400 Kindern und Jugendlichen eine preiswerte Unterkunft bei ihren Reisen durch Deutschland.


                     Riehler Heimstätten

Riehl und sein Verkehr
Auch wenn das Zentrum von Riehl nur durch eine Innerortstraße und mit einer Buslinie an die Innenstadt angebunden ist, so ist der Stadtteil durch Bahnlinien (Linie 13,16 und 18) und Ausfallstraßen wie die Riehler-, Amsterdamer- und Boltensternstraße gut erreichbar.
Die beiden Brücken (Mülheimer und Zoobrücke) schaffen eine Verbindung ins Rechtsrheinische.
Eine Attraktion stellt sicherlich die anlässlich der Bundesgartenschau 1957 errichtete Rheinseilbahn da, die auch heute noch viele Touristen anlockt.


                     Mülheimer Brücke

Einkauf, Handel und Gewerbe in Riehl
Bisher hat Riehl es trotz Strukturwandel geschafft, ohne Leerstände seine Geschäftsmeile Stammheimer Straße attraktiv zu erhalten. Viele Einzelhändler und ein Supermarkt bieten hier ihre Waren in einer breiten Palette an, und Cafés und Gaststätten sorgen für das leibliche Wohl. Eine Bank und die Sparkasse runden das Angebot für die Bewohner ab. Im Gewerbegebiet Barbarastraße haben sich für die umfangreicheren Einkäufe ein Discounter und ein Getränkehandel angesiedelt. Auf diesem Gelände bieten auch Kleingewerbebetriebe zahlreiche Arbeitsplätze an. Zudem hat in diesem ehemaligen Kasernengelände seit 1984 das Bundesverwaltungsamt seinen Sitz gefunden.
Der größte Arbeitgeber in Riehl ist aber sicherlich die Deutsche Eisenbahn-Versicherungskasse (DEVK) an der Riehler Straße, die seit 1984 dort ihren Sitz hat.


                      Geschäftslokal Stammheimer Straße

Ausblick
Riehl ist sicherlich ein kleiner, aber lebenswerter Stadtteil von Köln mit einer wechselhaften Geschichte, der den Kölner Bürgern durch Zoo, Flora und Seilbahn wichtige Attraktionen bietet.
Hoffen wir, dass Riehl noch lange so beliebt bleibt und die Anpassung an die Forderungen der Zukunft meistert.